WILDTIERE | Tierleid im Rampenlicht - Entertainment mit Bär und Co.

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WILDTIERE | Tierleid im Rampenlicht - Entertainment mit Bär und Co.

Licht. Kamera. Tierleid. In wenigen Wochen beginnt die Adventszeit und das bedeutet in zahlreichen Haushalten generationsübergreifende Fernsehsonntage mit alten Klassikern, darunter Märchenfilme mit Bären oder Blockbuster wie Free Willie. Tierische Darsteller erfreuten sich größter Beliebtheit bis in die frühen 2000er, doch mit wachsendem Bewusstsein für Tierwohl distanzierten sich große Produktionsfirmen von der s.g. traditionellen Tierausbeutung. Der Filmemacher Gilles de Maistre hingegen bedauert es, dass solche Filme, in denen echte Tiere nicht mehr als Medium genutzt werden, nur noch selten sind. In seinem Kinofilm von 2024 hat er daher mit echten Pandas gedreht. Warum? Der Panda hilft uns, die Eltern und Kinder beim Schauen des Films im Kino emotional miteinander zu verbinden. Diese Art von Familienfilmen gibt es heute gar nicht mehr so häufig, erklärt er in einem Interview.

 Die Kritiken zum Film:

Eigentlich mag ich ja Filme mit süßen Tieren. Und der süße Panda ist auch der einzige Grund, warum ich diesem Film 3 Punkte gegeben habe. Alles andere drumherum ist einfach nur schlecht.

 

[…] mich hat etwas irritiert, dass das Tier oft wie ein Menschenbaby behandelt wurde.

 

Allerdings ist die Beziehung zwischen dem Jungen und dem Panda einfach unangenehm. Pandas sind Wildtiere, es gab auch schon Zwischenfälle mit Menschen. Hier aber bringt der Junge nicht nur Futter und baut Gerüste für den Panda (die der in der Wildnis überhaupt nicht braucht), er fasst ihn an, trägt ihn umher, kuschelt mit ihm, schläft auf seinem Bauch etc.

Gut, schlecht, über Filme lässt sich streiten. Doch an diesem Beispiel wird ganz klar, dass es nicht darum geht, narrativ komplexe Geschichten zu erzählen oder durch Tiere ein emotionales Band zwischen Mensch und Natur zu schaffen, damit ein Bewusstsein für die Welt, die uns umgibt, entsteht, sondern es geht rein um Profit. Hier werden einfach Trigger bedient. Niedlichkeit, Vermenschlichung, Kontrolle über Tiere, genau das ist es, dessen sich hier ganz gezielt bedient wird, um Besucher an die Kinokassen zu locken.

Den Preis dafür tragen letztlich immer die Tiere. Und das schon seit vielen hunderten Jahren. Auch heute noch werden wir immer wieder mit den Folgen des Missbrauchs für die Unterhaltungsbranche konfrontiert. Erst 2024 retteten wir vier Wölfe aus einem insolventen, ehemaligen Filmtierpark. Insgesamt 26 Tiere, die aus dem Umfeld der Unterhaltungsbranche stammen, haben wir in unseren Tierschutzprojekten aufgenommen. Hinzu kommen zwei Bären, von denen wir es nicht genau wissen (es aber sehr wahrscheinlich ist).

Doch bevor wir uns mit einigen konkreten Fällen beschäftigen und einen Ausblick in die Zukunft wagen, werfen wir einen Blick auf historische, teils sehr skurrile und tragische Schicksale.

 

INHALTSVERZEICHNIS

1 – Es war einmal…
2 -  Heute
3 - Fazit

1 – Es war einmal…

Schon seit den ersten s.g. Wandermenagerien, im weitesten Sinne eine der Vorformen des heutigen Zirkus, bzw. eine Kombination aus Wanderzirkus und Zoo, wurden Tiere als Attraktion ausgebeutet. Historisch sind diese drei Institutionen Zoo, Zirkus und Filmtiere eng miteinander verbunden. Während Zoos häufig als Produktionsstätten für Wildtiere dienen, sind Dompteure sowohl im Zirkus als auch für Film/Fernsehen tätig. Auch die betroffenen Tiere werden nicht selten untereinander getauscht bzw. weitergegeben. 

BEISPIELE aus unseren Projekten

Luchsdame ELA (lebte im Schwarzwald) wurde beispielsweise in einem deutschen Zoo gezüchtet und in einen Freizeitpark nach Spanien verkauft. Die drei Bären BEN, SCHAPI und POLDI (Schwarzwald) kamen in einem Münchner Zoo zur Welt und wurden an einen Zirkus verkauft. 

Leider ist dies nur selten konkret nachvollziehbar, denn die Nachweise bzw. Papiere bezüglich der Tierhaltungen in diesem Milieu werden oft gefälscht oder sind einfach nicht vorhanden. 

Fälle wie von der Bärin KATHI, deren Besitzer keine Haltungsgenehmigung hatten, zeigen dies sehr deutlich. Und sind keine Einzelfälle. Am 1 Juli 2011 kamen die beiden Bärinnen LEONI und KAJA in unserem Projekt SCHWARZWALD an. Die beiden Tiere lebten zuvor über 25 Jahre lang in einem Zirkus. Unter der Haltung litten sie dermaßen, dass sie starke Stereotypien davon trugen. Erst nach einem Ausbruch, bei dem einer der damals 3 Bären erschossen wurde, fiel auf, dass es keine Haltungsgenehmigung seitens des Betreiber gab.  

INFO FACT

Der Begriff Zirkus leitet sich von dem lateinischen Wort circus bzw. dem griechischem Wort kirkos ab und bedeutet soviel wie Kreis oder Arena. Der berühmte Circus Maximus z.B. war eine kreisförmige Rennbahn, kein Zirkus.

Kurios ist hingegen das Auftauchen der Bären LAURA und GOLIATH. Beide wurden 1996 auf einer Bundesstraße bei Seesen, Harz gefunden. Wo sie herkommen, ist bis heute ein Rätsel. Auch bei der einstigen Zirkusbärin KATJA, die heute im Projekt WORBIS lebt, ist eine eindeutige Nachverfolgung nicht möglich. Ebenso bei den Bären JANA und JULIJA (Schwarzwald), die in Litauen in einem Freizeitpark lebten, wird ein Geheimnis um ihre Herkunft gestrickt.  

FUN FACT

Heute ist der berühmte Circus Maximus eine flache Ebene, den die modernen Römer vorwiegend als Hundewiese nutzen.

Doch zurück zu den Wandermenagerien. Erste Dokumentationen über s.g. Zurschaustellung von Tieren geht auf die Antike zurück. Dressierte Bären, allen voran Tanzbären, waren seit dem Mittelalter ein fester Bestandteil der Unterhaltungskultur. Zunächst den Adligen vorbehalten, entwickelten sich die Wandermenagerien mit ihren dressierten Tieren ab Mitte des 18. Jahrhunderts zu Publikumsmagneten. Immer wieder tauchen Elefanten in den Aufzeichnungen auf, wahrscheinlich weil sie sehr imposante Tiere sind und als gelehrig galten.  

Daher finden sich in alten Zeitungsberichten zahlreiche z.T. groteske Episoden über Elefanten. Beispielsweise gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Krieg der weißen Elefanten in New York. Damals wurden Elefanten mit Kalk gebleicht, weil zwei Zirkusunternehmen sich gegenseitig mit Attraktionen übertrumpfen wollten. Es gab sogar ein Attentat auf einen der Elefanten (Fall: Light of Asia).  Doch es gab auch regelrechte Hinrichtungen von Elefanten: 1916 starb ein Zirkusangestellter durch die Elefantin Mary, die daraufhin als Mörderin galt und erhängt wurde.  

INFO FACT

 Der Zirkusangestellte war zuvor als Hotelpage tätig und kannte sich mit Elefanten nicht aus. Da die Besucher den Zirkus boykottieren wollten, stimmte der Direktor jener Hinrichtung zu. 

Auch das kein Einzelfall. 1875 wird eine indische Elefantenkuh (Topsy) in die USA geschmuggelt und dort im Zirkus misshandelt. Sie wird geschlagen, muss Alkohol trinken, gar brennende Zigaretten essen. Gerüchten zufolge soll sie damals drei Menschen getötet haben. Schließlich kommt sie in einen Freizeitpark nach Connie Island, New York. Dort ist sie als Arbeitselefant tätig. Ein stark alkoholisierter Angestellter entführt sie eines Tages, reitet auf ihr durch die Stadt. Doch die Elefantenkuh geht durch, stürmt eine Polizeiwache. Dies wird ihr zum Verhängnis. Auf sie wartet der Tod. Sie soll gehängt werden, doch es kommt zu Protesten. Damals gilt der Elektrische Stuhl als moderne, schmerzfreie Tötungsmaschine. Um den Protesten von Tierschützern entgegen zu kommen, wird Topsy auf diese Weise umgebracht. Nachdem sie Rüben mit Zyankali bekommt, wird sie auf Kupferplatten gestellt und hingerichtet. 

Auch hierbei auffällig: den Hinrichtungen wohnten tausende Schaulustige bei, es waren regelrechte Medienspektakel, ausgeschlachtet von den Zeitungen. 

 

Doch auch in Europa kam es zu schier absurden Missbrauch von Wildtieren, die zur Schau gestellt wurden. So ereignete sich einer der wohl grausamsten Fälle 1857 im thüringischen Nierderroßla. Als die Wandermenagerie Kreutzberg mit ihrer Attraktion, der Elefantenkuh Miss Baba gastierte, brach diese durch die Trennwand jenes Verschlags, in welchem sie untergebracht war. Angeblich plagte sie Hunger, denn auf der anderen Seite wurden Rüben gelagert, über die sie sich hermachte. Nur leider war es Februar, ein kalter noch dazu, und so waren die Rüben gefroren. Starke Koliken plagten die arme Elefantenkuh.  Die Einwohner befürchteten, für die Entsorgung des riesigen Tieres aufkommen zu müssen. Ebenso mutige wie betrunkene Mitglieder des hiesigen Gesangsvereins, die gerade von einer Probe nachhause wankten, hatten daher die Idee, Miss Baba mit Stöcken bis über die Grenze zur benachbarten Gemeinde zu führen. So prügelten und stachen sie auf das Tier ein, dass aber noch vor der Ortsgrenze verstarb. Ob an den Misshandlungen durch die Sangesbrüder, die Koliken oder beides konnte nicht zu 100% geklärt werden. Zu ihrer Verteidigung witzelten die Täter jedoch, sie hätten die Elefantenkuh nur gekitzelt. Seither ist der Ort als Kitzelbach bekannt, seine Einwohner sind die Elefantenkitzler. 

 

2 - Heute

… wird alle 25 Jahre das Elefantenfest in dem kleinen Dorf gefeiert, zuletzt 2007. Das Schreckliche: in dem Festumzug mussten 2 echte afrikanische Elefanten mitlaufen. Jene unfassbare Tragödie wird eher schelmisch dargestellt, als lustige Anekdote. Voller Stolz wird über den Festumzug berichtet, es ist ein Teil der Identität. 

Dies wirft viele Fragen auf. Natürlich ist ein Festumzug mit zwei lebenden Elefanten tierschutzrechtlich absolut verwerflich, die humoristische Aufarbeitung der Vergangenheit ist letztlich Ansichtssache, moralisch bewegt es sich definitiv im Grenzbereich. Doch die spannendste Frage: wo kommen die Elefanten für den Umzug her? Laut eines Nachrichtenberichts aus einer kleinen Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern. 

Und tatsächlich: bei unseren Recherchen stoßen wir auf einen Elefantenhof in Mecklenburg-Vorpommern. Füttern, reiten, waschen - für 210,- Euro ist hier alles möglich. Insgesamt 10 Elefanten werden  ausgebeutet. Furchtbar, doch auch im 21. Jahrhundert kein Einzelfall. Als wir 2024 vier Wölfe aus dem Kontaktzoo des ehemaligen Filmtierparks Eschede retten, werden wir Zeuge eines schrecklichen Sammelsuriums von Wildtieren, darunter Tiger, Bären, Löwen, ein ganzes Rudel Polarwölfe. Dass es so etwas heutzutage mitten in Deutschland noch gibt, macht uns fassungslos. Ein Grund ist die Gesetzeslage. Die Bundesrepublik ist eines der wenigen Länder, in denen es noch eine Negativ- statt einer Positivliste gibt, zumindest in manchen Bundesländern. 

Der Unterschied: 

Eine Negativliste verbietet die Haltung bestimmter Arten, was nicht drauf steht, darf automatisch gehalten werden. In 7 Bundesländern dürfen z.B. Löwen als Haustiere gehalten werden. Dies fördert natürlich den Markt, der Handel mit Wildtieren wird dadurch enorm unterstützt. 

Eine Positivliste hingegen erlaubt entsprechende Tiere, die als Haustiere gehalten werden dürfen. Zahlreiche Länder der EU folgen diesem Beispiel bereits. Auch in Sachen Wildtierverbot in Zirkussen gibt es in 26 von 27 Mitgliedsstaaten bereits teilweise oder gar gänzlich ein Verbot. 

Nur in Deutschland nicht. Aktuell treten zwar keine Zirkusbären mehr auf, theoretisch ist es aber möglich. 

INFO FACT

2016 wurde der letzte aktive Zirkusbär in Deutschland beschlagnahmt. Die Zirkusleute attackierten Veterinäramt und Beamte, durchbrachen die Polizeisperre und waren tagelang mit dem Bären flüchtig.

So blockiert die Gesetzeslage zahlreichen Tieren ein besseres Leben. Doch ein trauriger Fall zeigt, dass selbst bei nachgewiesenem Verstoß gegen bestehende Tierschutzgesetze im Zweifel gegen das Tier entschieden wird:

2011-2018 sorgte der Zirkusaffe Robby immer wieder verstärkt für Schlagzeilen. 40 Jahre lang wurde er für die Manege missbraucht und zeigte starke Verhaltensstörungen. Einer Klage dahingehend wurde zunächst stattgegeben, Robbie sollte seinen Lebensabend unter Artgenossen verbringen. Unsere EARS Kooperationspartner von AAP, eine auf Affen spezialisierte Einrichtung in den Niederlanden, boten dem traumatisierten Tier einen Platz unter Artgenossen. Doch der Zirkus erhob Einspruch, klagte gegen den Bescheid und obwohl mehrere Gutachten bescheinigten, dass auch trotz des hohen Alters ein Leben bei Artgenossen besser für den Schimpansen gewesen wäre, blieb Robby bei seinen Peinigern. Obwohl die Chancen für eine erfolgreiche Resozialisierung hoch seien, entschied das Gericht am Ende für den Zirkus. 

In der Begründung wurde offiziell bestätigt, dass die Haltung von Robby nicht artgerecht sei, die Mindestanforderungen nicht einhalte und zudem gegen das Tierschutzgesetz verstoße. Der Affe sei jedoch zu sehr traumatisiert für eine bessere Haltung, seine Lebenserwartung sei zu gering. 

Jenes Urteil wurde Ende 2018 getroffen, 7 Jahre nachdem das Veterinäramt zum ersten Mal darauf hingewiesen wurde, 3 Jahre nach dem ersten Beschluss, das Tier zu befreien. Robby starb 2022 in den Fängen seines Peinigers. 

Mindestens 7 Jahre hätte Robby seinen Lebensabend unter Artgenossen verbringen können. 

 

Das Urteil zeigt auf grausame Weise die Wertigkeit von Lebewesen in unserem Rechtssystem. Selbst bei Verstoß gegen bestehende Gesetze ist die Handhabe äußerst schwierig. Im Falle von Robby wurde das Leben des Tieres schlichtweg aufgegeben, es wurde abgewogen wie bei einem Verkehrsunfall. Als wäre der Affe zwar durchaus reparabel, allerdings ein wirtschaftlicher Totalschaden. Aufwand und Nutzen stehen in keinem Verhältnis.  

Werbung, Film & Fernsehen, Firmenevents, private Fotoshootings - in Deutschland ist es möglich, sich (fast) jedes Wildtier für Unterhaltungszwecke auszuleihen. Filmtieragenturen machen es möglich. Ein lukratives Geschäft, und so lange Prominente mit Wölfen, Tigern und Panthern an der Leine werben, Wildtiere in TV Shows vorgeführt werden und Bären für die Kinoleinwand herhalten müssen, wird sich daran nur schwer etwas ändern. 

Aktueller Fall

1994 schenkte der Zoo Innsbruck dem Schloss Krumlov, CZ, eine Bärin für den Bärengraben. 2000 brachte Marie Terezie dort 3 Welpen zur Welt. Wie so viele vor ihnen wurden auch sie kleine Stars für Film und Fernsehen. Nach ihrer kurzen Karriere kamen sie ins Berarium nach Beroun, einem Freigehege im Stadtpark. Dort erfreuten sie allen voran die einheimischen Kinder, die regelmäßig u.a. mit Sahnetorten ihre vierbeinigen Lieblinge besuchten. 2 von 3 Bären sind, vermutlich aufgrund schlechter Ernährung, mittlerweile verstorben. 

Welche körperlichen und geistigen Schäden die Tiere von dem Missbrauch davon tragen ist eindeutig dokumentiert und kein Geheimnis. Im August 2022 veröffentlichte der Stern eine Fotostory zur Dompteurin Maxy Niedermeier. Das Titelbild des Artikels zeigt sie mit einem ihrer Bären. Die Tiertrainerin trägt ein weißrotes Kostüm, die Bärin ist mit Maulkorb versehen und muss aus einer Flasche trinken, angeblich sei Cola ihr Lieblingsgetränk. Doch dies ist kein Beitrag, der Tierquälerei anprangert, sondern die angebliche Freundschaft einer Frau zu ihren Zirkustieren darstellt. 

Unsere Bärin DAGGI (Worbis) lebte jahrelang bei Maxy Niedermeier. Allerdings verweigerte DAGGI die Dressur, ließ sich nicht auf ein Kunststück mit Pferden und Tigern ein. Aus lauter Tierfreundschaft wurde die Bärin jahrelang in einen beklemmenden, trostlosen Zirkuswagen gesperrt. Was sich konkret in diesem Wagen hinter verschlossenen Türen abspielte, können wir nur spekulieren, doch DAGGI litt unter einem starken Trauma, als sie in unserem Tierschutzprojekt ankam. Zudem hegte sie eine extreme Abneigung gegenüber Menschen. 

 

Bärin DAGGI im Käfig
Bärin DAGGI im Käfig

DAGGI und PARDO im Alternativen Bärenpark Worbis
DAGGI und PARDO im Alternativen Bärenpark Worbis

Nicht nur vor der Kamera und in der Manege sind Täuschung und falsche Wahrheiten präsent, wenn es um Wildtiere geht, auch dahinter werden Geschichten erfunden. Einige davon wiederholen sich auffällig oft. Zu den makaberen Klassikern, die wir oft zu hören bekommen, zählt die Story vom verwaisten Welpen, der einsam im Wald gefunden wird. In einem Fall hatte z.B. ein bekannter Filmemacher zwei kleine Bären bekommen, die angeblich alleine im Wald waren. Die Legende besagt, jener Filmemacher, der im Laufe seiner Karriere schon zahlreiche Bären aufzog, dressierte und mit ihnen Filme drehte, habe den armen Waisen ein Zuhause geboten und die Rolle des liebenden Vaters übernommen. Praktischerweise hat er seine selbstlose Tat gefilmt, um den Alltag der Welpen mit dem Rest der Welt zu teilen. 

Wir haben den heutigen Tierpfleger jener Bären getroffen. Da wir in dem Fall noch aktiv sind, können wir keine Namen nennen, doch der Bärenpfleger klärte uns darüber auf, dass die zwei Bären nicht im Wald gefunden wurden, sondern extra für den Dreh aus Deutschland geholt wurden. Die meisten anderen Bären für seine Arbeit hätte der Filmemacher jedoch aus anderen Ländern besorgt. Meist Welpen, mit denen er dann circa ein Jahr zusammenlebt. 

Auch das ist eine Methode, auf die wir immer öfter stoßen, das Zusammenleben mit den Tieren. Sobald sie überlebensfähig sind, werden die Kleinen ihrer Mutter entrissen und mit der Hand in Privathaushalten aufgezogen.

3 - Fazit

Bei der wohl bekanntesten Filmdatenbank ImdB wird der Bär Bart the Bear als erfolgreichster/bekanntester tierischer Darsteller auf dem ersten Platz gehandelt. Über 6 Millionen Dollar hat er verdient. Er lebte von 1977 bis 2000 und übernahm zahlreiche Rollen in bekannten Filmen, allen voran Der Bär, 12 Monkeys oder Legenden der Leidenschaft. Auf Platz 2 ist übrigens Bär Bart the Bear, anderer Bär, gleicher Name. Dieser lebte von 2000 - 2021 und war in Produktionen wie Wir kaufen einen Zoo, der Zoowärter, Game of Thrones und CSI Vegas zu sehen. Die Ausbeutung von Wildtieren fürs Rampenlicht ist nach wie vor lukrativ, weil es seit vielen Generationen Teil der Kultur ist. Oder umgekehrt? Ab wann wir das Zurschaustellen von Wildtieren zur Ausbeutung und Ausbeutung zum Missbrauch? Die Grenzen sind fließend und verbinden etliche Institutionen unserer Gesellschaft. Tiershows, Audienzen und Fotoshootings gehören in vielen Zoos zum Alltag ebenso wie in Zirkussen, Filmtierparks und Filmtierargenturen. Von Klein auf werden aber nicht nur die Tiere beeinflusst, sondern auch wir Menschen. Märchenfilme mit Bären z.B. sind kaum aus den Kinderstuben wegzudenken, über Generationen hinweg werden wir damit sozialisiert. Doch zu welchem Preis? Ist das Leid von Tieren vertretbar, damit der Mensch unterhalten wird? 

Nein. Egal, wie bunt verpackt es ist, wie strahlend das Lächeln der Promis, wie eindrucksvoll die Hochglanzbilder in den Magazinen, was bleibt, sind gebrochene Tiere, geistig und körperlich am Ende. Viele von ihnen haben in unseren Tierschutzprojekten ein neues Leben bekommen, fernab vom Rampenlicht, weit weg von der Manege, nicht als Stars, sondern als Wildtiere. Eine solche Schicksalswendung ist für etliche Tiere leider noch ein Märchen, doch gemeinsam können wir dafür sorgen, dass es real wird. Sagt Nein zur Ausbeutung von Tieren für die Unterhaltungsbranche.