Ihr lieben Zaungucker,
kennt Ihr das? Gerade noch schlummert man friedlich vor dem Höhleneingang und plötzlich platscht einem ein ganz besonders nasser Regentropfen direkt auf die Nasenspitze! Gemeinheit! Und dabei hab ich neulich schon solch einen Schreck bekommen. Nicht dass ich Angst hatte. Nein! Aber ungewöhnlich war es schon, als ein ziemlich bunter Vogel in unserem Wald herum flog. Unser Bärsonal und die Zaungucker waren ganz aufgeregt und sprachen von einem Goldfasan. Ob der hier auch wohnen will?
Überall um mich herum tropft und platscht es, bunte Blätter schweben herab, der Waldboden ist nass und schwer. Nun ja, jetzt bin ich munter. Dann will ich Euch auch was erzählen.
Mich würde ja mal interessieren, was die Katja so treibt. Die habe ich nämlich schon seit einer Weile nicht mehr hier unten im Wald gesehen. Manche von den Zaunguckern bekommen immer einen ganz verträumten Blick, wenn die durch den Wald stapft. Keine Ahnung, was das soll. Ich sehe sie am liebsten von hinten und ganz weit weg. Als das Laub an den Bäumen noch frisch und saftig hing, war Katja plötzlich für ein paar Tage nicht in ihrem Waldrevier gegenüber sondern unterhalb vom zweiten Zaungucker-Tunnel! Ein Glück für sie, dass da ein Zaun zwischen uns stand. Hab ich mich aufgeregt! Was die sich einbildet! Ich habe ihr aber gleich gezeigt was in mir steckt und was sie zu erwarten hat, wenn sie sich auch nur einen Schritt näher wagt. Das Bärsonal kam dann und hat den Stromzaun repariert. Da muss wohl in meiner Aufregung was kaputt gegangen sein. Aber was soll man machen? Und dann ging auch noch das Gerücht um, dass Katja und Jimmy da unten einziehen! Die Seniorenresidenz wird verlegt, hieß es. Weil der Wald dort nicht so viele Hügel und der Teich auch Flachwasserbereiche hat. Da könnte ich mich jetzt schon wieder aufregen! Ich bin nur froh, dass unsere Emma da einen Strich durch die Rechnung gezogen hat. Vorerst wenigstens. Ich befürchte, die Sache ist nicht vom Tisch. Unsere Blonde beschäftigt das Bärsonal ja schon seit einer langen Weile. Inzwischen geht es ihr wohl aber schon etwas besser. Sie sieht nicht mehr so durcheinander und ängstlich aus. Nun, mit den Wölfen hat sie aber immer noch ihre liebe Not. Neulich packte der Graue sie sogar am Hinterlauf. Die Aufregung im Rudel hat selbst den müden Pedro neugierig gemacht. Aber alle haben sich nach ein paar Augenblicken wieder beruhigt und sind ihrer Wege gegangen. Was das für einen Wirbel gegeben hätte, wenn dann auch noch Katja nebenan eingezogen wäre! Bei aller Liebe, da hätte ich mich nicht zusammenreißen können! Es ist schon gut, dass das Bärsonal da mit ganz viel Geduld der Emma Zeit zum Gesundwerden lässt. Soll die erst mal in Ruhe durch den Winter kommen. Danach ist immer noch Zeit. Eigentlich freue ich mich auch schon auf die Veränderungen. Ich war schon viel zu lange nicht mehr im Wald gegenüber. Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, kann der Winter eigentlich gar nicht schnell genug vergehen. Da drüben gibt es bestimmt ganz viel zu schnüffeln und zu entdecken. Wenn doch bloß die Sache mit Katja nicht wäre!
Fütterung!
Jetzt aufstehen? Ist ja auch immer noch alles so nass. Und müde bin ich. Nee, das muss jetzt wirklich nicht sein. Lasst Ihr es euch doch schmecken!
Grüße von Eurer Laura