Schon seit Tagen sorgte sich das Team um den zweiten Schwarzbären; längst waren die anderen Bären und auch sein Bruder und seine Braunbärenfreundin Kathi wieder im Bärenwald unterwegs. Der zweite Schwarzbär fehlte. Und es war noch nicht einmal klar, um welchen der beiden Schwarzbären es sich handelt. Als Wurfgeschwister sehen sie sich zum Verwechseln ähnlich.
Fast alle der Worbiser Bären halten seit Aufnahme im Bärenpark eine natürliche Winterruhe in selbst gegrabenen Höhlen. Das heißt, nach jahrelanger Leidenszeit in Käfigen, Gruben und Zirkuswagen finden sie zu natürlichen Verhaltensweisen zurück, die sie früher nie ausleben konnten. Dazu gehört eben auch eine mehrmonatige Winterruhe.
Erfahrungsgemäß beenden unsere Bären ihre Ruhe spätestens gegen Ende März. Ausnahmen betätigen diese Regel und so versetzte uns in einem Jahr mal Emma und in einem anderen mal Kathi in Angst und Schrecken, weil sie erst Anfang April ihre Höhle verließen.
Nachdem bis Ende März tatsächlich alle Bären ihre Winterruhe beendet hatten, jedoch ein Schwarzbär nicht auftauchte, machte sich das Bärenparkteam zunehmend Sorgen. Durch den häufigen Regen nach dem langen Winter sind die Höhlen aufgeweicht, kein Bär verbleibt in einer durchnässten Höhle. Es gab zwischenzeitlich so viele warme Tage, warum sollte er also noch ruhen? Und der längst erwachte Bärenbruder saß oft auf dem Hügel und war irgendwie nicht aufgelegt. Kathi, die mit beiden Schwarzbären sehr gut befreundet war, wirkte ebenfalls unsicher. Es fehlte der Dritte des schon so oft beschriebenen wundersamen Trios.
Doch ein sofortiges Suchen nach dem fehlenden Schwarzbären gleich Ende März wäre gefährlich gewesen, denn er hätte genauso gut ein "Spätaufsteher" sein können, der sich durch die Störung der nach ihm suchenden Mitarbeiter bedroht gefühlt hätte.
Am 14. April wurde der Bereich, in dem man die Höhle vom fehlenden Bären vermutete, abgesperrt und nach ihm gesucht. Die Mitarbeiter fanden ihn tot in seiner Höhle. Dass es sich um Gonzo handelte, konnte erst einige Stunden später durch den Tierarzt mittels des Chiplesegerätes festgestellt werden. Der Körper von Gonzo wird untersucht, um die Ursache seines Todes feststellen zu lassen. Tierarzt Ulrich Genzel, der den Bären vor Ort in Augenschein nahm, stellte fest, dass sich Gonzo in einem guten Ernährungszustand befand.
Im Dezember 2009 wurden die Bärenbrüder 20 Jahre alt, im Mai 2002 kamen sie als pensionierte Zirkusbären zu uns in den Bärenpark. Zur allergrößten Freude der beschlagnahmten alten Zirkusbärin Kathi.
So unendlich traurig es ist, dass Gonzo nicht noch viele Jahre mehr im Bärenpark vergönnt waren, so wissen wir natürlich auch, dass ein Leben nicht unendlich ist. Wir danken allen Paten, die auf eine wunderbare, hilfreiche Weise das neue Leben von Gonzo mit ihrer Tierpatenschaft finanziert haben. Die Patenschaft endet mit dem Tod von Gonzo, kann aber auch gern auf einen anderen Bären umgeschrieben werden. Schließlich hat Gonzo nicht nur allein von seinen Paten profitiert, sondern bärenstark geteilt. Wie es die anderen Bären auch tun. Alle Paten erhalten noch gesondert eine Information. ML
Foto: Vera Faupel