Vor der Türe herrscht klirrende Kälte. Nur im Haus flackert ein kleines Feuer, um das sich der Bauer mit seiner Familie versammelt hat. Gegessen haben sie die ganze Woche kaum mehr als eine Hand voll Kartoffeln und dünner Suppe. Das leise Wiehern des Pferdes unterbricht das Schweigen. Aus Sorge um sein Vieh begibt sich der Bauer aus Angst vor Dieben mit einer Mistgabel bewaffnet in Richtung Stall. Dankbar für die nächtliche Ausleuchtung des schlammigen Weges streift sein Blick in Richtung Mond. Hungersmond nennt man den ersten Vollmond im Februar zu Recht, denkt er sich ? weil häufig das Essen knapp wird. Ein Geräusch unterbricht seine Gedanken. Ein leiser Ton entwickelt sich stetig zu einem unheimlichen Orchester weiter. Die Wölfe heulen. Kein Wunder also, dass die Pferde unruhig sind. Es weiß schließlich jedes Kind wie gefährlich diese ausgehungerten Würger gerade zur Winterzeit werden. Sogar Jagd auf Menschen sollen sie machen, das sagt zumindest der Graf. Ihm persönlich kam zwar noch kein Pferd, Schwein oder Rind durch diesen gefräßigen Räuber abhanden, aber dem Bauern im Nachbardorfsoll schon Mal ein Schaf geklaut worden sein. Wirklich sicher vor diesen Kreaturen kann man sich jedenfalls nie sein, denkt er sich. Vor Allem heute nicht, denn der Hungermond hat noch einen anderen Namen: Wolfsmond!
Aus wissenschaftlicher Sicht wissen wir heute, dass der Wolf gerade im Februar zur Ranzzeit (Paarungszeit) besonders gerne heult um einen geeigneten Partner zu finden. Nicht verwunderlich also, wenn die damalige Bevölkerung sich zu dieser Zeit besonders gruselte. Die Kombination aus Kälte, Hunger, abergläubischer Angst vor dem Wolf und die Vollmondatmosphäre taten da ihr Übriges. Heutzutage wissen wir aber genug über die Wolfsbiologie und auch deren große Scheu vor dem Menschen um den ?angeheulten? Wolfsmond besonders genießen zu können.
Am 7. Februar ist es soweit! Spitzt doch gemeinsam mit uns die Ohren ? vielleicht dürfen wir für einen Moment dieses faszinierende Treiben belauschen.