Bekanntermaßen übernimmt Bär Mario in der Seniorenresidenz gerne den männlichen Begleitschutz der Tierpflegerinnen und folgt diesen, sofern eben möglich, auf Schritt und Tritt. Zugegeben nicht ganz uneigennützig, denn so kann er gleich an drei Fütterungsstellen sein ?ich-bin-ja-soooooooo-ein-hungriger-Bär? Gesicht aufsetzen, dem so schnell niemand widerstehen kann. Diese clevere Taktik hat wohl Pedro imponiert, denn der übernahm diesen verantwortungsvollen Job nun im Gehege gegenüber. Gewissenhaft erwartete er das Bärsonal in der äußersten Ecke von ?Jimmys Wald?, um dann zum Bistro mitzuwandern und im Bereich am Wolfsgehege die Endabnahme vorzunehmen. Fliegende Salatköpfe, Möhren, Kohlrabi, Pfirsiche, Wassermelonen und Walnüsse wurden an jedem Stopp willkommen geheißen und ruckzuck verputzt; schließlich kann solch ein Jungbär im Wachstum jede Kalorie gut gebrauchen ? und er entwickelt sich prächtig!
Was erfreulicherweise auch von Katja berichtet werden kann. Mit ihrem dichten, dunklen Fell und dem dekorativen hellen Kragen sieht sie bildhübsch aus; am meisten hat uns aber gefreut, dass sie in der ganzen Zeit kein einziges Mal ihre Stereotypen gezeigt hat. Völlig entspannt lag sie an einem schattigen Plätzchen, stand hin und wieder mal auf, um ihren Hunger und Durst zu stillen und vertrug sich ? auch beim Futter fassen ? wunderbar mit Pedro.
Mit dem heißen, schwülen Wetter sind die Tiere unterschiedlich umgegangen. Emma und Max saßen bis zur Halskrause im Teich, Pedro lag auf dem Rücken im Pool und streckte alle Viere gen Himmel während Mischka, die weder Hitze noch Badeseen mag, einen besonderen Service genoss: Dank der Tierpflegerinnen gab es dann und wann einen Sommerregen aus dem Wasserschlauch, den sie sehr zu schätzen wusste. Außerdem war auch ein ganz besonderer Thüringer Kloß ganz allein für sie bestimmt; es handelte sich um eine Fleischkugel mit Herzmedikament darin, welches ihr auf ihre alten Tage gut tut. Wobei es gar nicht so leicht war, dieses Bällchen an die Bärin zu bringen, denn der verlockende Fleischgeruch blieb auch den feinen Nasen der anderen Senioren?residenzler nicht verborgen?
Tina schienen die Wärmegrade gar nichts auszumachen. Langsam, ein bisschen wackelig auf den Tatzen, aber sehr beständig, drehte diese liebe, freundliche Bärin ihre Runden, auch bei 30° C wanderte sie hoch zur Rochuskapelle in die Gluthitze, um dann gemächlich, immer wieder ein Päuschen einlegend, den Berg wieder herabzusteigen und zum Teich zurückzugehen. Später verriet ihr nasses Fell, dass sie auch gebadet haben muss, doch dies geschah unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Familie Wolff dagegen schien die Temperaturen nicht sonderlich zu mögen, wir haben sie kaum gesehen. Aber sie war nicht zu überhören ? als die Kirchenglocken zu läuten begannen, stimmte das Rudel heulend ein.
Laura präsentierte zwei Varianten, um der Hitze zu trotzen: Zum einen legte sie sich in voller Länge in das kleine Flüsschen unterhalb des Bistros, einen Tag später konnten wir sie beim Graben beobachten. Eine bestehende Höhle war offenbar für ihre Konfektions?größe zu eng geraten, also wurde das Appartement zuerst erweitert, um dann komplett darin zu verschwinden. Sollte dies nun abkühlende Wirkung bringen oder steht der Winter näher vor der Tür, als wir Menschen denken, und die kluge Bärin baut ? im wahren Sinne des Wortes ? vor????
Jimmy hielt sich die meiste Zeit in seinem kühlen Wald auf, sah sich das Treiben um ihn herum aber aufmerksam an und schien, mit Blick auf den planschenden Pedro gerichtet, so etwas wie ?verrückte Jugend? zu denken. Wobei sich der junge ?Seebär? nicht nur am kühlen Nass erfreute, sondern auch die reichlich vorhandenen Algen genüsslich verspeiste.
Sein ?Onkel? Goli, der jetzt vom Bärenhimmel auf den ?großen Kleinen? und seine Kumpel herunterschaut, freut sich bestimmt über deren Wohlergehen und die liebevolle Pflege, die ihnen zuteil wird.
Wir haben den Chefbären sehr vermisst ? möge er in Frieden ruhen.
Herzlichen Dank für diesen tollen Erlebnisbericht an Frau Steinbeck-Jakobs und Herrn Jakobs