Wenn Braunbärin FRANCA heute durch die Freianlagen im Projekt SCHWARZWALD wandert, ist es kaum vorstellbar, dass sie den Großteil ihres Lebens in einen finsteren Kerker verbringen musste. Heute vor 2 Jahren, am 29. November 2019, wurde sie aus der schrecklichen Hölle rücksichtsloser Schausteller befreit. Seitdem lebt sie unter freiem Himmel, naturnah, mit fließendem Wasser, Platz, Waldboden und Artgenossen wie KAJA. Die beiden alten Bärendamen verbindet mittlerweile sogar eine fast freundschaftliche Allianz. Endlich darf FRANCA ein friedvolles Bärenleben führen. Wieder zurück in den lebensverachtenden Kerker? Undenkbar. Nur leider für die Behörden nicht, denn die verantwortliche Präfektur in Frankreich wägt ernsthaft ab, FRANCA an ihren früheren Besitzer, den Mittelalter-Schausteller Poliakov zurückzugeben.
Bei der Vorstellung, dass die arme FRANCA zurück zu Menschen muss, die sie jahrelang misshandelten und unter furchtbaren Bedingungen haben vegetieren lassen, bleibt uns das Herz stehen. Denn das Foto- und Videomaterial, welches uns damals zugesendet wurde, hat sich in die Köpfe eingebrannt: Dunkelheit, Enge, vergammeltes Futter und Ratten. Solche Zustände im 21. Jahrhundert sind grotesk und unverantwortlich. Als FRANCA schließlich durch eine geheime Beschlagnahmung gerettet werden kann und noch am selben Tag in unser Schwarzwälder Bärenrefugium kommt, ist sie in einem schockierenden Zustand. Noch während der Quarantänezeit geht sie in Winterruhe, nachdem sie im Frühjahr aufwacht, ist eine intensive veterinärmedizinische Betreuung notwendig.
Doch in den Freianlagen erholt sie sich recht gut von den früheren Misshandlungen. Nach den Operationen geht es körperlich mit ihr bergauf. Tag für Tag entdeckt sie ein Stück mehr was es heißt, ein Bär zu sein. So arrangiert sie sich mit dem jungen Bärenmann ARTHOS, behauptet sich gegenüber Luchsdame CATRINA, lernt von der erfahrenen Bärin KAJA und wandert durchs Dickicht. Herzergreifend ist beispielsweise der Moment, in dem sie ihr erstes Bad im Pool nimmt. Dabei spielt sie ausgelassen im Wasser, plantscht wie ein Welpe. Kein Wunder, denn sie hat einiges an Lebensfreude nachzuholen. Aber die tiefen seelischen Wunden verheilen nur langsam. Immer mal wieder wird die sensible Bärin von panischen Erinnerungen heimgesucht, verfällt in Stereotypie, läuft die winzigen Maße ihres alten Kerkers ab. Hauptsächlich sind es die anderen Tiere, die sie aus solch einer Situation wieder herausholen. Kaum vorstellbar welches Leid ihr widerfahren würde, käme sie zurück zu den Poliakovs.
Seit dem Urteil im Tierquäler-Prozess sind ca. 3 Monate vergangen. Poliakov wurde der Tierquälerei schuldig gesprochen, doch dass er die von ihm misshandelten Tiere wiederbekommt ist noch im Bereich des Möglichen. Die Entscheidung über FRANCAs Zukunft liegt in den Händen der verantwortlichen Präfektur in Frankreich. Unsere Partner der französischen Tierschutzorganisation AVES haben eine Petition gestartet, damit die geretteten Bären nicht wieder zurück müssen. Aktuell haben über 45.000 Menschen unterschrieben. Wenn auch Sie Ihre Stimme für FRANCA abgeben möchten, HIER geht es zu Petition.
Bis eine Entscheidung getroffen ist, bleibt nur abwarten und hoffen. Fest steht allerdings, dass wir alles erdenkliche unternehmen werden, damit FRANCA bei uns bleiben kann.
Zum Glück bekommt FRANCA von diesem bürokratischen Thriller nichts mit, sondern kann ihr unbeschwertes naturnahes Leben im Schwarzwald voll genießen!