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Am 26. Juni ist es acht Jahre her, dass Bär Bruno, der erste Bär auf deutschem Boden nach 170 Jahren, erschossen wurde. Der "Bärengedenktag", von der Stiftung für Bären ins Leben gerufen, bietet Anlass, nach dem nächsten Bruno Ausschau zu halten.

Im Quellgebiet für eine zukünftige deutsche Bärenpopulation brummt es. Die italienische...


Am 26. Juni ist es acht Jahre her, dass Bär Bruno, der erste Bär auf deutschem Boden nach 170 Jahren, erschossen wurde. Der "Bärengedenktag", von der Stiftung für Bären ins Leben gerufen, bietet Anlass, nach dem nächsten Bruno Ausschau zu halten.

Im Quellgebiet für eine zukünftige deutsche Bärenpopulation brummt es. Die italienische Alpen-Provinz Trentino, aus der 2006 Bär Bruno zuwanderte, verzeichnet ein enormes Wachstum bei ihrer Population. Seit dem "Brunojahr" 2006, als man 22 Bären zählte, hat sich der Bestand mit rund 50 Tieren mehr als verdoppelt. Und auch in diesem Jahr sind wieder Jungtiere geboren worden. Die Behörden im Trentino geben die Zahl mit 7 bis 9 Jungen an.

Im Mai ist zudem ein für die Alpen "noch nie dokumentiertes Verhalten" beobachtet worden: Ein männlicher Bär war in Begleitung von gleich zwei Bärinnen unterwegs. Dazu haben die Trentiner Behörden sogar einen Film mit dem Titel "Orso in amore" (sich liebende Bären) ins Netz gestellt. Zu sehen ist dieser unter: http://www.orso.provincia.tn.it/novita/pagina206.html. Die Beobachtungen sprechen dafür, dass die italienische Alpenpopulation weiter expandieren wird.

In Südtirol sind die Bären bereits angekommen. Teile der lokalen Bevölkerung sind jedoch wenig begeistert. Bären sind in Ställe eingebrochen, ihre Spuren sah man im Winter in der Nähe von Ortschaften. Die Leute fürchten sich: Gegenüber der suedtirolnews sagte etwa Karin Kerschbamer, Mutter von drei Kindern aus Söll: "Jeder hat jetzt Angst. Sobald es dunkel ist, will keiner mehr zu Fuß unterwegs sein - nicht einmal mehr im Dorf." In Folge hatte Werner Dissertori angedroht, die örtliche Jägerschaft zur Waffe greifen zu lassen. Der Bürgermeister des Ortes Tramin erklärte, es sei seine Pflicht, den Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten.

Rüdiger Schmiedel hat viel Verständnis für die Reaktionen aus Südtirol: "Einerseits richten die Bären tatsächlich Schaden an, andererseits denken Leute bei Bären immer noch an blutrünstige Monster." Der Geschäftsführer der Stiftung für Bären fügt an, es sei in den ersten Jahren, wenn Bären sich neue Territorien erschließen, immer schwierig: "Für die Leute ist es eine neue Situation. Sie haben noch nicht erfahren können, dass eine Koexistenz von Mensch und Bär möglich ist." Vorsorgemaßnahmen seien noch nicht getroffen worden. Es gäbe noch keine bärensicheren Mülleimer. Bienenhäuser seien noch nicht von Elektrozäunen umgeben. "Wenn man sich da erst mal mit den Bären arrangiert hat", so Schmiedel "gibt es auch weniger Zwischenfälle".

Ähnlich gelassen sieht das auch Jagdinspektor Georg Brosi aus dem schweizerischen Graubünden. Brosi hat in diesem Jahr Erfahrungen mit Bärenmann M25 gemacht. Er habe zwar auch Schaden bei Vieh und Bienen angerichtet, trotzdem sei der Besuch von M25 im Vergleich zum "Problembären" M13 unproblematisch gewesen, sagte Brosi gegenüber dem Schweizer Radio und Fernsehen, SRF. Zwischenzeitlich ist M25 wieder zurück nach Italien gewandert.

Auch dort im Ursprungsland hält sich der Schaden in diesem Jahr in Grenzen. Der Umfang der Schäden ist laut Behörden "standard". Die Verluste werden von der Provinz unkompliziert entschädigt. 128.000 Euro sind laut "Bear Report 2013" im vergangenen Jahr ausgezahlt worden. Rüdiger Schmiedel, kennt die Situation im Trentino: "Je länger das Zusammenleben von Mensch und Bär auf Basis eines Management-Plans mit Vorsorge und Kompensation etabliert ist, desto besser klappt die Koexistenz von Mensch und Bär."

Schmiedel hält es jederzeit für möglich, dass wieder ein junger, männlicher Bär den Weg aus dem Trentino, durch die Schweiz bis nach Deutschland findet. "Bruno hat für seinen Wanderung nach Deutschland nur rund drei Wochen gebraucht. Bei dem sich aufbauenden Populationsdruck wird es nun immer wahrscheinlicher, dass einzelne Bären abwandern."

Was die Zukunft des nächsten Brunos anbelangt, ist Schmiedel allerdings noch skeptisch. Der Lebensraum sei zwar da - etwa auch im deutschen Alpengebiet - aber von offizieller Seite würde nichts getan, um die Menschen auf die Ankunft vorzubereiten. "Es gibt noch viel Arbeit, um Deutschland zu einem Bäreneinwanderungsland zu machen", sagt Schmiedel.
Posted: 2014-06-25 09:33:09

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