Heute ist ein beinahe schon historischer Tag für den Alternativen Wolf- und Bärenpark im Schwarzwald: 20 lange Jahre hat es gedauert, bis Ben zum ersten Mal in seinem Bärenleben die Luft von Freiheit schnuppern darf!
Im Gegensatz zum gestrigen Sonntag, einem wunderschönen warmen Herbsttag mit fast 2000 Besuchern, bei dem unsere drei neuen Bewohner Ben, Poldi und Schapi sich das erste Mal zu Dritt präsentierten, regnet es am heutigen Montag in Strömen.
Der Himmel ist wolkenverhangen und die Temperatur merklich kühler. Doch das kleine Team im Schwarzwald steht gebannt draußen am Vorgehege und wagt kaum zu atmen. Trotz widriger Umstände und dem noch sehr angeschlagenen Gesundheitszustand der Bären, wollen wir den Versuch wagen und öffnen die Schieber zur Freianlage 1.
Ben, der Neugierigste der drei, hat sofort gemerkt, dass da was anders ist: Da ist ein Weg in eine andere Welt! Zusätzlich animiert durch Salat und Karottenstücke tapst er Schrittchen für Schrittchen weiter und marschiert zum Erstaunen des Teams ganz gemütlich durch den Schieber. Zum ersten Mal den weichen Boden unter den Tatzen, läuft er zum nächsten Bäumchen und reißt es um. Das macht Freude!
Und wie Jurka auch, steuert Ben zielstrebig auf die Sandsteintränke zu, taucht genüsslich seinen Pfoten hinein und wäscht sich sein Teddybären-Gesicht. Lange dauert es nicht, dann sitzt er wie in einer Badewanne und putzt und kratzt sich das stumpfe Fell. Zum ersten Mal richtig Bär sein! Es ist erstaunlich, dass er trotzdem weiß wie das geht, obwohl er es nie sein konnte. An einem Tännchen parfümiert er sich dann zum Abschluss des Badespaßes ordentlich mit Waldduft ein und erkundet weiter seine neue Bärenwelt.
Und dann passiert es: etwas völlig Unerwartetes für den bisher so geschundenen Garagenbären. Durch das Unterholz der angrenzenden Anlage taucht plötzlich eine Bärenfrau auf, unsere Jurka. Nach 20 Jahren in männlicher Gesellschaft ist das zu viel für Ben: er schaut; zögert; wendet; rennt dann wie ein Schaukelpferd los und sucht erst einmal das Weite…
Doch auch Jurka ist zunächst erschrocken über die Präsenz des Bärenmannes und flüchtet ihrerseits tief hinein in die männchen-sichere Freianlage 2. Na, mal schauen, ob sie ihre Meinung nicht doch noch ändern wird. Bär muss sich ja erstmal beschnuppern.
Zurück in der Box schnappt der aufgeregte Ben nach Luft. Sofort kommt sein blinder Bruder Schapi und schnuppert neugierig an ihm. Er stupst seinen Bruder liebevoll an, als ob er fragen wollte: Wo kommst du denn her? Was hast du gemacht? Und warum riechst du auf einmal so gut? Schapi und Poldi haben sich heute zwar noch nicht hinaus getraut. Aber als sie alle drei abends wieder in ihren Boxen ruhen, sieht es ganz so aus, als ob Ben den beiden von seinem ersten Ausflug in die Freiheit erzählen würde.
Ein aufregender Tag im Schwarzwald geht zu Ende.
JK