Bärin Leoni bereitet uns seit anfangs des Winters Sorgen. Sie findet keine Ruhe. Jetzt kümmert sich die 26-jährige Biologin Viktoria Hinz um das Problem.
Leise rieselt der Schnee im Bärenpark. Alle Bären haben sich in ihre Höhlen verzogen und halten Winterschlaf – alle, bis auf eine Bärin. Leoni kommt einfach nicht zur Ruhe. Stattdessen läuft und läuft und läuft sie. Tierpfleger Manuel Würz beschreibt es halb im Scherz so: „Sie rennt wie ein Hamster auf Ecstasy.“ Doch natürlich liegen ihm und seinen Kollegen die Bären sehr am Herzen, weshalb er sich ernsthaft Sorgen macht.
Jetzt nimmt sich Viktoria Hinz des Problems an. Die 26 Jahre junge Frau aus Göttingen hat gerade ihren Master in Biodiversität und Naturschutz gemacht. Nach einem Praktikum hat der Bärenpark sie nun als Minijobberin angestellt. „Eigentlich bin ich auf der Suche nach einem Job oder einer Doktorandenstelle“, sagt Viktoria Hinz. „Aber bis ich was habe, kann ich hier die Zeit sinnvoll nutzen.“
So ist sie nun für ein bis drei Stunden täglich im Bärenpark unterwegs und protokolliert, wo Bärin Leoni langgeht. Dafür hat sie sich den Grundriss des Parkplans auf Folie kopiert und zeichnet darauf die Wanderwege der Bärin als Strichlinie ein. Die Folien kann die Biologin übereinanderlegen und erfährt so, wo sich die Bärin häufiger aufhält. Die Hoffnung ist, dass das Bärenpark-Team so erfährt, ob der Bewegungsdrang der Bärin als Zwangsverhalten gedeutet werden muss und ob sich Laufmuster zeigen, die gezielt durchbrochen und aufgelöst werden können.
Geschäftsführer Rüdiger Schmiedel hat die junge Uni-Absolventin außerdem angewiesen, auch das sonstige Verhalten der Bärin im Auge zu behalten: „Eventuell hat unsere Leoni Zahnweh. Ich konnte flüchtig sehen, dass sie sehr bedächtig kaut. Bevor wir jedoch den Tierarzt einschalten, benötigen wir mehr Indizien. Ein Gutes hat die Episode immerhin: Es ist ein wunderschönes Motiv, einen Bären durch den Schnee stapfen zu sehen.“