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Letzter Zirkusbär befreit  – ein großer Erfolg für den Tierschutz 2016. Doch die Freude hält sich in Grenzen, denn eine übermäßige Wildtierzucht in Gefangenschaft ist ständig an der Tagesordnung. Ein besorgniserregender Trend zeichnet sich ab: weniger Platz für mehr Tiere.

Leinefelde-Worbis. Als Ben – der letzte Zirkusbär 2016 befreit wurde, endete ein grausames Kapitel dieser Bärenhaltung in Deutschland. Über 20 Jahre beharrliche Tierschutzarbeit war dazu nötig. Ein fundamentaler Erfolg, der jedoch durch eine bestürzende Entwicklung getrübt wird: inflationäre Zucht. Gerade für Wildtiere ist dies eine furchtbare Situation, denn Verhaltensstörungen sind keine Seltenheit, sondern an der Tagesordnung. Viele Tiere auf wenig Raum. An natürliches Verhalten ist hierbei kaum zu denken. Das jene Haltung nicht mehr zeitgemäß ist bedarf keiner Diskussion. Dennoch ist es die Realität für die meisten Wildtiere in Gefangenschaft.

Die Folgen daraus sind gravierend: Allein im Jahr 2016 erhielt die STIFTUNG 186 Beratungsanfragen und 136 Fälle zur Übernahme von misshandelten Tieren. Dabei ist auffällig, dass gerade ein Großteil an Wölfen und Luchsen unter katastrophalen Umständen leidet. Eine der Hauptursachen hierfür ist das unkontrollierte Produzieren von Nachwuchs, denn Tierbabys sind Besuchermagneten. Dabei wird Inzucht oftmals in Kauf genommen, ebenso wie Verhaltensstörungen, Platzmangel und systematische Degeneration der Art. Sensationslust und Zurschaustellung werden über das Wohlergehen dieser Tierarten gestellt, deren große territoriale Nutzung arttypisch ist.

Ein konkreter Fall ist der Tierpark in der l’Orangerie Straßburg. Dort leben zwei Luchse auf Steinboden, mit knapp70 qm. Eine Anfrage zur Übernahme in den Wolf- und Bärenpark Schwarzwald kam vor über zwei Jahren. Daraufhin begannen 2015 Umbauarbeiten für eine verhaltensgerechte Luchsanlage. Aus Straßburg wurde finanzielle Unterstützung angeboten, denn im Gegensatz zu zoologischen Einrichtungen (wie der l’Orangerie) gibt es keine staatlichen Subventionen für Tierschutz. Bis heute (20.01.2017) ist seitens der Stadt Straßburg nicht viel geschehen. Am 3. Januar 2017 erhielt die Vorstandsvorsitzende der STIFTUNG für BÄREN, Beate Zandt, einen Brief des Bürgermeisters von Straßburg. Im Schreiben heißt es, dass der Stadt der schlechte Zustand des Zoos bewusst sei und eine Modernisierung daher notwendig ist. Zudem habe man  ab November 2016 (!)  ein Experte beauftragt, ein neues Konzept zu erarbeiten. Letzten Endes könnte er – der Bürgermeister – aber nicht über die Luchse entscheiden, da sie den „Freunden des Zoos der l’Orangerie“ gehören. Man muss wissen, dass die Stadt ca. 260.000,- € als jährlichen  Betriebskostenzuschuß an diese Einrichtung zahlt. Unterm Strich befinden sich die Luchse nach wie vor in einer absoluten Zwangslage, finanziert von der Stadt Straßburg, welche in letzter Instanz die Verantwortung von sich weist. Eine Situation, die kein Einzelfall ist. "Wir müssen generell über die Wildtierhaltung im Tierpark sprechen", sagte die Oberbürgermeisterin von Chemnitz, Barbara Ludwig, Anfang Oktober 2016. Dafür erntete sie Lob und Kritik, ein nachhaltiger Diskurs jedoch entstand nicht. Die Situation für die Tiere bleibt weitestgehend unverändert. Es fehlt an Klarheit und konkreten Ansätzen. Ein Problem, das bereits im Grundgesetz anfängt: „Tiere sind keine Sachen. Sie werden durch besondere Gesetze geschützt. Auf sie sind die für Sachen geltenden Vorschriften entsprechend anzuwenden, soweit nicht etwas anderes bestimmt ist.“ [§ 90a BGB]

Fazit: Deutschland hat  mit seinen zahlreichen Wildtierhaltungen und Zuchten, speziell auch von Wölfen und Luchsen kein Ruhmesblatt verdient, denn diese gehören nicht hinter Gitter sondern in unsere heimatlichen Wälder.

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