dass Tiere keine Gegenstände sind sagt sich so leicht daher, doch kulturell und vor allem juristisch ist dies EU-weit nach wie vor ein massives Problem. Ein trauriges Beispiel dafür ist der aktuelle Tierquäler-Prozess in Frankreich gegen die Schausteller Poliakov. Sie hielten mehrere Bären in finsteren Kellern über Jahre hinweg gefangen, misshandelten und zwangen sie zu öffentlichen Auftritten. Einer der Bären lebt aktuell in unserem Schwarzwälder Tierschutzprojekt. Das Gerichtsurteil entscheidet auch über ihre Zukunft. Doch wie die Zukunft von Wildtieren in Europa generell aussieht, liegt an uns als Gesellschaft.
In diesem Sinne begrüßen wir Sie recht herzlich zum Newsletter der STIFTUNG für BÄREN im Monat Mai.
Muss FRANCA zurück in den Kerker?
STIFTUNG für BÄREN
Während die sensible Bärin FRANCA in der Seniorenresidenz viel von der erfahrenen Bärendame KAJA lernt, entscheiden die Richter im weitentfernten Bois, Frankreich, über ihr Schicksal. Etliche Jahre lebte die Vierbeinerin im Kellerverlies des Schaustellers Alexandre (Sacha) Poliakov und seiner Frau. Schimmliges Stroh, Finsternis, feuchte Gemäuer und gammliges Futter waren Alltag für die Bärin, bis sie 2019 endlich beschlagnahmt werden konnte. Stark verwahrlost, körperlich gezeichnet und seelisch gebrochen nahmen wir sie bei uns auf. In unseren naturnahen Freianlagen blüht sie auf, arrangiert sich mit Artgenossen und setzt sich sogar gegen Luchse durch. Hier darf sie einfach nur Bär sein.
Am 12. Mai 2021 fand der Prozess gegen ihre Peiniger statt. Ihnen wird Tierquälerei vorgeworfen. Insgesamt befanden sich drei Bären in ihrem Besitz, Pferde, Aras und ein illegal gehaltener Affe. Im September wird das Urteil darüber gefällt, ob die Tiere zurück müssen oder nicht. Bis dato war der Fall Poliakov ein Paradebeispiel für die Zusammenarbeit von Behörden und Tierschützern auf internationaler Ebene. Wir hoffen, dass FRANCAs Schicksal zu einem kulturellen Wandel beitragen kann, statt veraltete Denkweisen zu untermauern.
Wie geht es ISA nach einem Monat?
Projekt SCHWARZWALD
Die ehemalige Wildbärin ISA ist nun seit einem Monat in unserem Schwarzwälder Tierschutzprojekt. In knapp zwei Wochen wird die vorgeschriebene Quarantänezeit von 6 Wochen vorbei sein und dann wird sie die großen Freianlagen betreten. Nachdem sie sich an das anspruchsvolle Gelände gewöhnt hat und wir sie besser einschätzen können, warten dort Wölfe, Luchse und Artgenossen auf sie. Wobei sie körperlich mit den Anlagen - im Gegensatz zu Bären aus Zoos oder Zirkus – wohl kaum Probleme mit der Eingewöhnung haben dürfte, denn ihre Physis ist bemerkenswert.
Wir hoffen, dass das temperamentvolle Kraftpaket sich auch weiterhin so gut einlebt und dazu beitragen kann, für Akzeptanz gegenüber freilebenden Bären zu sorgen. Denn wie bei ihrem Halbbruder BRUNO damals 2006, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wieder Bären nach Deutschland kommen.
Digitale Bärensommernacht am 26.06.2021
Kompetenzzentrum STIFTUNG für BÄREN
Zur spannend informativen online-Bärenspezial-Veranstaltung am 26.06.2021 lädt das Kompetenzzentrum im Juni ein. Denn schon mit einem Klick können Sie live dabei sein im interaktiven Online-Event Bärensommernacht, wenn unsere Experten
den 15. Todestag BRUNOs am 26. Juni 2021 zum Anlass nehmen, Sie mitzunehmen in das faszinierende Reich der Braunbären. Kann ein Bär in unseren Wäldern leben? Nahrung, Platz? Ist der Bär eine Gefahr für den Menschen oder der Mensch Gefahr für den Bären? Erfahren Sie spannende Fakten aus der Biologie des Vierbeiners, lernen Sie die wahre Geschichte BRUNOs kennen. Denn die Braunbären sind auf dem Vormarsch zurück zu uns! Nachdem der größte Beutegreifer auf dem Land lange aus den Wäldern Mitteleuropas verschwunden war, wächst die Population im Herzen des Kontinents seit der Jahrtausendwende langsam heran. Darum klicken Sie sich dazu und machen Sie mit bei unserer digitalen Bärensommernacht. Als kleines Highlight senden wir Ihnen ein bärenstarkes Überraschungspaket direkt aufs Sofa.
ProjektWORBIS
Es gehört zu den schönsten Momenten im Artenschutz, wenn ein Tier wieder in die freie Wildbahn entlassen wird. Ende April wurde uns von den Behörden des Kyffhäuser Kreises eine verletzte Wildkatze übergeben. BERT – wie er liebevoll von unserem Tierpflegeteam genannt wird – war abgemagert und orientierungslos. Nachdem der Kater in unserem Worbiser Tierschutzprojekt zu Kräften kam, konnte er knapp einen Monat später zurück in die Natur gebracht werden.
Es ist eine erfolgreiche Aktion der Kooperation zwischen dem Umweltministerium Thüringen und unserem Kompetenzzentrum für Wildtier- und Artenschutz. Auch die gerade entstehende Freianlage [vom Ministerium gefördert] wird als Auffang- und Auswilderungsstation dienen. Sabrina Schröder, Leitung Projekt Worbis: „Die Zwischenfälle mit in Not geratenen Wildtieren häufen sich extrem in diesem Jahr, nicht nur bei uns. Zahlreiche Auffangstationen melden verstärktes Aufkommen von Fundtieren. Daher wird die Zusammenarbeit mit den Behörden im Sinne des Tier- und Artenschutzes zunehmend wichtiger.“
Baustart für die Bären-REHA!
ProjektSCHWARZWALD
Endlich ist es soweit, der Spatenstich für unsere neue Anlage ist getan! Das neue Areal, welches abseits vom Besucherverkehr entsteht, soll eine Bären-REHA für besonders schwer traumatisierte Fälle werden. Gerade Vierbeiner, die schon in frühester Kindheit massiv misshandelt wurden, leiden auch im Erwachsenenalter noch immer unter starken Verhaltensstörungen. Ein Negativbeispiel hierfür ist unser AGONIS, der als Welpe für touristische Zwecke gequält wurde. Für ihn ist die neue Anlage ein wahrer Segen, doch leider waren uns durch die Corona-Pandemie lange die Hände gebunden. Durch die fehlenden Einnahmen waren wir gezwungen, den Baustart zu verschieben. Umso glücklicher sind wir darüber, dass es nun endlich losgeht!
Wir bitten unsere Besucher um Verständnis, dass deswegen die gewohnte Wegeführung zeitweise geändert ist. Trotzdem sind alle Anlagen gut einsichtig.
Auch mit dem Ziel vor Augen ist der Weg noch weit - und wir können jede Unterstützung gebrauchen.
Auch ein kleiner Betrag kann helfen.
ProjektWORBIS
Hier sieht man mal wieder, wie unterschiedlich und charakterstark Bären sind. Denn sein schon so oft erprobter Charme hilft PEDRO bei KATJA ganz offensichtlich nicht. Die einstige Zirkusbärin lässt sich von dem viel größeren und körperlich überlegenen Bärenmann nicht beeindrucken. Sie teilt aus und macht ganz deutlich ihren Standpunkt klar. Schließlich steigt PEDRO ein ganz besonderer Duft in die Nase. Denn wenn es etwas gibt, was der 400 Kilo-Bär allem anderen vorzieht, dann ist das Fleisch.
Tiermanagement – es ist enorm wichtig, dass Tiere von Zeit zu Zeit die Anlagen wechseln, neue Gerüche und vor allem auf andere Tiere treffen. Besonders für ehemalige Zirkus- und Zoobären ist dies besonders hilfreich, um gegen Stereotypien zu lindern.
Wir suchen Freiwillige
Projekt WORBIS / Projekt SCHWARZWALD
Sie haben ein grünes Herz, lieben das Grillen oder wollten schon immer mal Park-Ranger sein? Bärfekt! Denn wir sind für jede helfende Hand sehr dankbar. Wer also ehrenamtliches Mitglied in unseren Tierschutzprojekten werden will, schreibt uns einfach!
Projekt WORBIS: Grillmeister_Inn oder für die Grünpflege
Kontakt: worbis@baer.de
Projekt SCHWARZWALD: Hilfe an der Teststation, in der Grünpflege oder als Park-Ranger
Kontakt: schwarzwald@baer.de
Patentier des Monats – JURKA
Mit ihr fing alles an: am 26. August 2010 betrat JURKA als erste Bärin unser Tierschutzprojekt im SCHWARZWALD. Geboren wurde sie Ende der 1990er Jahre im malerischen Jurka Tal, Slowenien, wo sie im Rahmen des Artenschutzprojekts Life Ursus eingefangen und im italienischen Trentino wieder ausgewildert wurde. Dort pflanzte sie sich mehrfach erfolgreich fort, wobei ihr erster Nachkommen, Braunbär BRUNO, zu einer traurigen Berühmtheit wurde. Doch auch JURKA selbst musste einige Schicksalsschläge einstecken.
Nachdem sie und ihre Familie mehrfach für Touristen angefüttert wurden, fing man JURKA ein und ab da begann ihre Odyssee. So landete sie beispielsweise im Bärengraben des Klosters San Romedio. Seit sie schließlich ab 2010 in unseren Freianlagen lebt, zeigt sie uns jeden Tag, dass keine Anlage je groß genug für ein Wildtier sein kann. Ihre Fähigkeiten beim Klettern und Graben, ihre körperliche Fitness und die Intelligenz, mit der sie Werkzeug benutzt um Stromzäune auszuschalten, gehören in die freie Wildbahn. Leider wurde ihr ein freies Leben durch die Unvernunft der Menschen entzogen, doch gemeinsam, liebe Tierfreud_Innen, können wir uns stark machen für den Lebensraum ihrer wilden Artgenossen.
„In diesen ungewissen Zeiten freuen wir uns sehr, durch unser Online Programm einen Weg gefunden zu haben, unabhängig vom Lockdown Einblicke in das Leben unserer Tiere und unserer Arbeit zu gewähren.“
Nancy Gothe, Kompetenzzentrum STIFTUNG für BÄREN
Einblicke in das Leben von Wolf, Bär und Luchs – Neuigkeiten zu Ihrem Patentier – fachkundige Unterrichtstunde mit Wildtierexperten - Egal, wo Sie gerade sind, unsere Vierbeiner und wir sind bei Ihnen! Dank modernster Technik können wir jetzt online Infotainment Programme anbieten. Feste Zeiten, feste Themen, individuell und flexibel, wir finden für jeden Anspruch das passende Format. Auch unser spezielles Schulprogramm stimmen wir gerne auf Ihren Unterricht ab. Wir freuen uns mit Ihnen gemeinsam auf eine spannende, digitale Reise ins Reich der heimischen Wildtiere!
PS Da unsere beiden Tierschutzprojekte wieder geöffnet haben, können auch endlich wieder Führungen und Programme direkt vor Ort gebucht werden!
Weil Tiere keine Sache sind
Die ehemaligen Wildbärinnen JURKA und ISA zeigen, wie leichtfertig Menschen oftmals mit ihrer Verantwortung gegenüber den freilebenden Wildtieren umgehen. Das Schicksal von FRANCA hingegen zeigt, wie Menschen ihre Macht über die Tiere missbrauchen, die sich in ihrer Obhut befinden. Wir stehen in engem Kontakt mit anderen Organisationen und Behörden, um die Situation der Wildtiere auf beiden Seiten, in Gefangenschaft und in Freiheit, nachhaltig zu bessern. Aber ohne Ihre Mithilfe geht das nicht. Setzen Sie sich gemeinsam mit uns dafür ein, dass Tiere kein Besitz, keine Attraktion, keine Sache mehr sind. Denn sie sind Lebewesen wie wir auch, mit Herz und Intelligenz, die sich freuen und sich fürchten können.
In diesem Sinne bleiben Sie uns und unseren Tieren treu!
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